Bei der Behandlung von Grippe während der Stillzeit müssen Mütter sorgfältig abwägen, ob die Einnahme von antiviralen Medikamenten für sie und ihr Baby das Richtige ist. Einerseits bieten diese Medikamente den Vorteil, den Verlauf der Grippe abmildern und Komplikationen vorbeugen zu können. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass die Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen und möglicherweise Auswirkungen auf das gestillte Kind haben.
"Der Schlüssel liegt darin, die potenziellen Risiken und Vorteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen und eine individuell auf die Situation der Mutter und ihres Babys abgestimmte Entscheidung zu treffen", erklärt die Neonatologin Dr. Sarah Müller.
Zunächst ist es wichtig, den Schweregrad der Grippe-Erkrankung zu berücksichtigen. Bei leichten Symptomen wie Husten, Schnupfen und Fieber könnte eventuell auf antivirale Medikamente verzichtet werden, da das Risiko für das Baby gering erscheint. Hingegen bei einer stärkeren Ausprägung der Symptome, die möglicherweise zu Komplikationen wie Lungenentzündung oder Dehydrierung führen könnten, überwiegen oftmals die Vorteile einer medikamentösen Behandlung.
"Je schwerer der Verlauf der Grippe, desto wichtiger kann die Einnahme antiviraler Medikamente sein, um Mutter und Kind vor gravierenden gesundheitlichen Folgen zu schützen", betont Frauenärztin Dr. Julia Weber.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Art des antiviralen Medikaments. Bestimmte Wirkstoffe wie Oseltamivir (Tamiflu) oder Zanamivir (Relenza) gelten als sicher für stillende Mütter, da nur geringe Mengen in die Muttermilch übergehen. Andere Präparate wie Amantadin oder Rimantadin hingegen sollten vermieden werden, da hier das Risiko für das Baby höher eingeschätzt wird.
"Bei der Entscheidung für ein bestimmtes antivirales Medikament sollten Ärzte und Mütter unbedingt auf evidenzbasierte Empfehlungen zurückgreifen", rät Apothekerin Katrin Schmidt.
Darüber hinaus spielt auch das Alter des Babys eine Rolle. Neugeborene und sehr junge Säuglinge sind vulnerabler gegenüber Medikamentenwirkstoffen als ältere Kinder. Hier muss besonders sorgfältig abgewogen werden, ob die potenziellen Risiken durch die antivirale Behandlung die Vorteile überwiegen.
"Je jünger das Baby, desto mehr Vorsicht ist bei der Einnahme von antiviralen Medikamenten während der Stillzeit geboten", erläutert Kinderärztin Dr. Katja Bauer.
Letztendlich ist es eine sehr individuell zu treffende Entscheidung, ob Mütter während der Stillzeit antivirale Medikamente einnehmen. Ein vertrauensvoller Dialog mit dem behandelnden Arzt und regelmäßige Beobachtung der Entwicklung des Babys sind hierbei unerlässlich.
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Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-06