Sollte die Antibiotika-Therapie bei asymptomatischen Harnwegsinfektionen verkürzt werden?

Sollte die Antibiotika-Therapie bei asymptomatischen Harnwegsinfektionen verkürzt werden?

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Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, die Menschen betreffen. Während bei symptomatischen HWI die Behandlung mit Antibiotika in der Regel unumstritten ist, ist die Situation bei asymptomatischen HWI komplexer. Da die Patienten in diesem Fall keine Beschwerden aufweisen, stellt sich die Frage, ob eine Antibiotika-Therapie überhaupt erforderlich ist und ob diese gegebenenfalls verkürzt werden kann.

Laut aktuellen medizinischen Richtlinien sollten asymptomatische Harnwegsinfektionen bei bestimmten Risikogruppen, wie Schwangeren oder älteren Menschen, durchaus behandelt werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Hier ist eine vollständige Antibiotika-Therapie meist noch angezeigt. Bei anderen Patientengruppen ohne erhöhtes Risiko ist eine verkürzte Behandlungsdauer jedoch durchaus diskutabel.

"Eine kürzere Antibiotika-Therapie kann das Risiko für Nebenwirkungen und die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen reduzieren, ohne die Heilungsraten zu beeinträchtigen", erklärt Prof. Dr. med. Manuela Bergmann, Fachärztin für Urologie.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Antibiotika-Einnahme über 3-5 Tage bei asymptomatischen HWI genauso effektiv sein kann wie eine 7- bis 10-tägige Behandlung. Dadurch ließen sich nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Belastung für den Patienten reduzieren.

Allerdings ist Vorsicht geboten: Nicht jede asymptomatische Harnwegsinfektion ist harmlos. Insbesondere bei Patienten mit Vorerkrankungen, wie Diabetes oder Nierenleiden, kann eine unbehandelte Infektion zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Hier ist eine sorgfältige Abwägung durch den behandelnden Arzt unerlässlich.

"Entscheidend ist, dass wir die Risiken und den individuellen Gesundheitszustand jedes Patienten genauestens evaluieren, bevor wir eine verkürzte Antibiotika-Therapie in Betracht ziehen", betont Prof. Bergmann.

Darüber hinaus müssen wir bedenken, dass der zunehmende Einsatz von Antibiotika die Entwicklung von Resistenzen begünstigt. Je sparsamer wir mit Antibiotika umgehen, desto geringer ist dieses Risiko. Eine mögliche Strategie wäre es daher, asymptomatische Harnwegsinfektionen zunächst unbehandelt zu beobachten und erst bei Auftreten von Symptomen oder Komplikationen eine Antibiotika-Therapie einzuleiten.

"Wir müssen den Einsatz von Antibiotika auf das Nötigste beschränken, um ihre Wirksamkeit langfristig zu erhalten", erklärt Dr. med. Thomas Weber, Facharzt für Allgemeinmedizin. "Dabei dürfen wir die Sicherheit unserer Patienten aber keinesfalls aus den Augen verlieren."

Letztendlich hängt die Entscheidung für oder gegen eine verkürzte Antibiotika-Therapie bei asymptomatischen Harnwegsinfektionen vom individuellen Patientenfall ab. Ärzte und Patienten müssen gemeinsam abwägen, welche Risiken und Nutzen die verschiedenen Behandlungsoptionen mit sich bringen. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Zusammenhang gemacht? Teilen Sie Ihre Ansichten mit uns!