Kann die Einnahme von antiviralen Medikamenten zu Herzproblemen führen?
Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-18
Die Behandlung von Virusinfektionen mit antiviralen Medikamenten ist heutzutage weit verbreitet und in den meisten Fällen sehr effektiv. Diese Arzneimittel zielen darauf ab, die Vermehrung und Ausbreitung von Viren im Körper zu unterbinden, was zu einer schnelleren Genesung führen kann. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass einige antivirale Medikamente auch unerwünschte Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben können.
„Verschiedene antivirale Medikamente wurden mit Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und sogar Herzinfarkten in Verbindung gebracht", erklärt Professor Dr. med. Michael Hoffmann, Facharzt für Kardiologie. „Es ist daher wichtig, dass Patienten, die antivirale Behandlungen erhalten, sorgfältig auf Anzeichen von Herzbeschwerden überwacht werden."
Eines der Medikamente, das besonders im Fokus steht, ist Ritonavir, ein weit verbreitetes Arzneimittel zur Behandlung von HIV-Infektionen. Studien haben gezeigt, dass Ritonavir das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und sogar Herzinfarkte erhöhen kann. Der genaue Mechanismus dahinter ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass Ritonavir die Funktion bestimmter Ionenkanäle im Herzen beeinflussen und so zu Herzproblemen führen kann.
Auch andere antivirale Medikamente wie Oseltamivir (zur Behandlung von Influenza) oder Remdesivir (zur Behandlung von COVID-19) wurden mit möglichen Herznebenwirkungen in Verbindung gebracht. Hier sind vor allem Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) zu nennen.
„Patienten, die eine antivirale Behandlung erhalten, sollten ihren Arzt unbedingt über bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren informieren", betont Cardiologin Dr. Petra Müller. „Nur so kann der Arzt das individuelle Risiko einschätzen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um Herzprobleme zu verhindern."
Zu den möglichen Präventionsmaßnahmen gehören engmaschige Kontrollen des Herzstatus, Anpassungen der Medikamentendosis oder sogar der Wechsel auf ein alternatives antivirales Medikament. Auch lebensstilbezogene Faktoren wie Bewegung, gesunde Ernährung und Stressmanagement können das Herz-Kreislauf-Risiko positiv beeinflussen.
„Letztlich müssen Ärzte und Patienten gemeinsam abwägen, welche Behandlungsoption im konkreten Fall am besten geeignet ist", erklärt Professor Hoffmann. „Wichtig ist, dass die Risiken und Nutzen sorgfältig abgewogen werden, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten."
Die Forschung zu den Auswirkungen antiviraler Medikamente auf das Herz-Kreislauf-System ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Studien sind notwendig, um die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen und geeignete Präventionsstrategien zu entwickeln.
Welche Erfahrungen haben Sie selbst oder Ihr Umfeld mit antiviralen Medikamenten und möglichen Herzproblemen gemacht? Teilen Sie Ihre Gedanken und Erkenntnisse mit uns!