Gibt es neue Entwicklungen bei antiviralen Medikamenten für die Behandlung von Hepatitis B?
Veröffentlicht von Dr. Sofia Urner, überprüft von Mariana Blagojevic | 2024-Apr-09
Hepatitis B ist eine ernsthafte Viruserkrankung der Leber, die oft chronisch verläuft und schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs haben kann. In den letzten Jahren hat die Forschung jedoch vielversprechende Fortschritte bei der Entwicklung neuer antiviraler Medikamente gemacht, die Patienten mit Hepatitis B möglicherweise in Zukunft besser helfen können.
Antivirale Medikamente spielen eine Schlüsselrolle bei der Behandlung von chronischer Hepatitis B. Sie können die Viruslast senken und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar stoppen. Bislang standen vor allem Medikamente wie Interferon-alfa, Lamivudin oder Entecavir zur Verfügung, die jedoch nicht bei allen Patienten ausreichend wirksam sind oder Nebenwirkungen aufweisen können.
Ermutigende Studienergebnisse gibt es nun zu neuartigen Wirkstoffen wie Bulevirtid oder Capsid-Inhibitoren. Diese Substanzen greifen an anderen, bislang weniger erforschten Punkten im Replikationszyklus des Hepatitis-B-Virus an und könnten somit eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Therapieoptionen darstellen.
Bei Bulevirtid handelt es sich um einen sogenannten Eintritts-Inhibitor, der das Eindringen des Virus in die Leberzellen verhindert. In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Substanz die Viruslast effektiv senken und bei einem Teil der Patienten sogar eine funktionelle Heilung der Hepatitis B ermöglichen kann. Damit wäre erstmals die Möglichkeit gegeben, Patienten von der chronischen Infektion zu befreien.
Ähnliches gilt für die Klasse der Capsid-Inhibitoren, die in einer anderen Phase des Replikationszyklus ansetzen. Sie stören die Bildung der viralen Kapside, also der Proteinhüllen, die das genetische Material des Virus umschließen. Erste Studienergebnisse zu Substanzen wie Vebicorvir oder ABI-H0731 zeigen, dass auch diese Wirkstoffe das Potenzial haben, die Viruslast deutlich zu senken und möglicherweise sogar eine Elimination des Hepatitis-B-Virus zu ermöglichen.
Ein weiterer interessanter Forschungsansatz sind sogenannte "Small interfering RNAs" (siRNAs), die gezielt virale Genomsequenzen blockieren und so die Virusreplikation unterbinden können. In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Substanzen wie ARO-HBV oder JNJ-3989 die Viruslast bei Patienten mit chronischer Hepatitis B signifikant senken konnten.
All diese neuen antiviralen Ansätze haben gemeinsam, dass sie an bislang weniger erforschten Stellen im Lebenszyklus des Hepatitis-B-Virus ansetzen. Dadurch eröffnen sie neue Möglichkeiten, die Erkrankung effektiver zu behandeln - entweder indem die Viruslast langfristig gesenkt wird oder sogar eine funktionelle Heilung erreicht werden kann.
Allerdings befinden sich die meisten dieser innovativen Medikamente noch in klinischen Studien, sodass ihre tatsächliche Wirksamkeit und Verträglichkeit im Praxiseinsatz erst noch erwiesen werden muss. Auch ihre Eignung für bestimmte Patientengruppen, etwa mit fortgeschrittener Lebererkrankung, ist noch zu klären.
Nichtsdestotrotz stimmen die bisherigen Erkenntnisse optimistisch, dass Patienten mit chronischer Hepatitis B in Zukunft von weiteren Fortschritten in der antiviralen Therapie profitieren können. Bleibt die spannende Frage, ob eine dauerhafte Heilung der Erkrankung tatsächlich möglich sein wird.